Von Norden nach Süden erstreckt sich die vom oberen Seeweg abgehende etwa 680 m lange Friedhofstraße, die diesen Namen amtlich seit dem 7. Juli 1881 führt. Vorher hieß sie "Weg zum neuen Begräbnisplatz". Gleichzeitig mit der Taufe des heutigen Namens entstand auch die Baumbepflanzung. Der Friedhof wird schon vom Jahre 1864 ab genutzt und umfaßte ursprünglich eine Fläche von 22 Morgen 116 Q-Ruten, die aber bald vergrößert werden mußte. Die Friedhofskapelle mit dem Verwaltungsgebäude entstand 1867 und wurde am 10. August 1869 eingeweiht, während das Gewächshaus erst 1880 errichtet wurde. Das am Nordende der Hauptallee stehende Kriegerdenkmal, dessen Bau-Finanzierung durch Sammlungen ermöglicht wurde, ist am 16. August 1872 zum Gedächtnis an acht in hiesigem Lazarett verstorbene Verwundete enthüllt worden. Der Entwurf stammt vom Oberbauinspektor Kühne und die Anfertigung vom Steinmetzmeister Schirmeister (sen.). In einer Parallelallee des Hauptweges befindet sich weiterhin ein Denkmal für die in Prenzlau im März 1923 Gefallenen. Ein Teil des heutigen Friedhofes und das am Weg gegenüberliegende Gelände hatte früher den Namen "Gelber Käfer" oder wohl richtiger "Gele Klever", welch letzteren Namen eine Karte von 1811 angibt. Dieser Acker wurde schon früh als der fruchtbarste Land ganz Prenzlaus angesehen und hatte wohl daher auch seinen Namen, denn der gelbe Klee wollte nur hier besonders gut wachsen. Besitzer dieser Feldmark war 1858 Dr. Geisler, der sie im selben Jahr verparzellierte. Am Südende der Friedhofstraße, an dem die Gärtnerei liegt, wurde am "Schinderkamp" 1862 die Abdeckerei errichtet, nachdem sich das alte "Lederhaus" in dem Dreieck Levetzowweg, Seeweg und Uckerpromenade (Denkmalsplatz) als unzulänglich und äußerst störend erwiesen hatte. 1885 wurde die Anlage eines Trockenschuppens genehmigt, dem bald der Bau einer Talgschmelze und – ohne Genehmigung – eines zweiten Trockenschuppens folgte, worauf es 1890 zu einem längeren Prozeß zwischen dem Abdecker und der Stadt kam, der zu Gunsten der Abdeckerei ausfiel. 1892 gingen in erheblichem Maße Beschwerden ein, die eine Verlegung der Anlage forderten. Jährlich sich wiederholende Eingaben erreichten dann endlich 1914 den Abriß des Schinderhauses und den Aufbau der Fleischmehlfabrik am Weg nach Wittenhof. Auf einem 1 Morgen großen Stück des Schinderangers errichtete man 1862 den massiven und mit Graben, Wall und Lattenzaun umgebenen Pulverschuppen, nachdem der dem St. Georg-Hospital gegenüber und auf dem Galgenberg liegende bisherige Schuppen wegen der Nähe der Chaussee entfernt werden mußte. Der neue Bau diente mit seinen 3 Räumen der Pulveraufbewahrung der hiesigen Kaufleute (ein Raum) und des Militärs und war im Eigentum der Stadt, an die der Militärfiskus Miete zahlte. Ein am 30. Juli 1901 erfolgter Blitzschlag in den Schuppen, in dem 27 Zentner Pulver und 7 Dynamitpatronen lagen (worauf eigenartiger Weise keine Explosion erfolgte), veranlaßte die sofortige Anlage eines Blitzableiters. Wegen der Einsamkeit der Gegend, der Nähe des Friedhofes, der Abdeckerei und völligen Dunkelheit der Umgegend war das Wachestehen bei Nacht für die Militärposten ein immer ungern und als Strafkommando angesehener Dienst. Einige Male wurden hier vor und während des ersten Weltkrieges von ängstlichen Soldaten kontrollierende Streifen angeschossen. 1945 erfolgte die Einebnung der Wälle und der Ausbau für Wohnzwecke. Das Villengrundstück Nr. 1 wurde 1885 von dem Scharfrichter Mietling errichtet, während die anderen Häuser dieser Straße um die gleiche Zeit und später entstanden. 1892 hatte die Friedhofstraße einen Bestand von 8 Häusern mit den Nummern 11, 11a-b, 12, 13, 13b,c,d, 1935 die Haus-Nr.: 1-12, 12a, 13, 16, 40-46 und 1938 waren die Nummern 1-12, 12a, 13, 13a, 16, 40-46 und das Friedhofsgebäude, also 24 bebaute Grundstücke vorhanden. Es wohnten hier 1904 – 245, 1905 – 239, 1914 – 302, 1915 – 295 und 1916 – 287 Personen. Quellen: • Adreßbücher der Stadt Prenzlau in mehreren Jahrgängen • Stadtpläne der Stadt Prenzlau und Umgegend aus mehreren Jahren • "Die Prenzlauer Straßen und ihre Geschichte", Alfred Hinrichs, maschinenschriftliche Aufzeichnungen, 1954 |